Klimawandel und regionale Wirtschaft
Auf einen Blick
Klimaziele und -strategien
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Hessen
Beschreibung
Zielsetzungen des Leitfadens sind: Erstens die heute bereits erkennbaren Folgen des Klimawandels in der Region Hanau und Fulda verdeutlichen. Zweitens darauf hinzuweisen, dass dieser Wandel Anpassung der Unternehmen erfordert. Und drittens auszeigen, dass – wie jeder Wandel – auch dieser Chancen in sich birgt. In sechs Szenarien wird dargestellt, worauf sich die Unternehmen der Region aufgrund des Klimawandels einstellen sollten. Für jedes Szenario werden die wahrscheinlichen Folgen für die regionale Wirtschaft aufgezeigt und Empfehlungen zum Umgang beschrieben.
Szenario 1 - Temperaturanstieg
Deutschlandweit und somit auch in Hessen haben Hitzeextreme in der jüngeren Vergangenheit deutlich zugenommen. Regionale Klimaprognosen zeigen für das 21. Jahrhundert eine Fortsetzung des Temperaturanstieges an, wenn auch mit teilweise deutlichen regionalen Unterschieden. Die steigenden Durchschnittstemperaturen sind für viele von uns die sichtbarsten Zeichen des Klimawandels und verdeutlichen, dass schnelle Verhaltensänderungen und Anpassungsmaßnahmen nötig sind, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen.
Empfehlungen für die regionale Wirtschaft
Szenario 2 - Klimawandel, Starkregen und Überschwemmungen
In Hessen ist die mittlere Jahrestemperatur von 1881 bis 2020 um 1,6° C gestiegen. Eine erhöhte Lufttemperatur ermöglicht die stärkere Bindung von Wasser in der Luft – im Mittel sieben Prozent pro 1° C Temperaturerhöhung. Dieser physikalische Effekt birgt das Risiko stärkerer Niederschläge. Damit steigt generell die Verwundbarkeit durch Starkregen, und zwar besonders stark entlang von Wasserläufen, nicht nur auf Gefällstrecken, sondern auch in einstigen Flussauen. Dies und Wertsteigerungen am Standort, zum Beispiel durch Investitionen, führen zu potenziell höheren Verlusten im Schadensfall. Auch die zunehmende Versiegelung von Flächen, etwa durch größere Gewerbegebiete oder großflächige Produktions- und Lagerhallen, führt dazu, dass bei einem Starkregenereignis das Regenwasser zu langsam versickert und sich weiter aufstaut.
Empfehlungen für die regionale Wirtschaft
Szenario 3 - CO2-Freisetzung in Produktionsprozessen
Ohne die aktive Beteiligung der Unternehmen lassen sich die Klimaschutzziele nicht erreichen. Die Industrie allein steht für fast die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland. Die Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen bestimmen zudem die Emissionen der Verbraucher mit. Im Jahr 2020 lagen die direkten Emissionen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland bei rund 41 Prozent der gesamten Emissionen. Diese Unternehmen haben einen großen Hebel zur Senkung der Emissionen. Aber Energieeffizienzmaßnahmen werden in der Praxis oft nicht umgesetzt, Grund sind oftmals Umsetzungshemmnisse. Fakt ist: Diese können nur durch wirtschaftlich sinnvolle und ökonomisch lohnende Maßnahmen überwunden werden.
Empfehlungen für die regionale Wirtschaft
Szenario 4 - Energieerzeugung, Strombörsen und CO2
Laut Förderbank KfW müssten die Unternehmen in Deutschland ihre Investitionen in den Klimaschutz pro Jahr mehr als verdoppeln, um die von Deutschland gesteckten Ziele für 2045 erreichen zu können. Es sind Gesamtinvestitionen von etwa fünf Billionen Euro nötig. Die aktuelle Energiekrise erschwert allerdings den Umstieg.
Empfehlungen für die regionale Wirtschaft
Szenario 5 - Neue Geschäftsmodelle wie Green Food
Nicht nur die Anbieter sind zu beachten, sondern auch die Nachfragerseite. Es ist davon auszugehen, dass sich viele Verbrauchergewohnheiten ändern und neue Geschäftsmodelle entstehen. So wirkt sich die Klimakrise verstärkt auf die Forst-, Agrar- und Ernährungswirtschaft in Hessen aus. Ohne jeglichen Klimaschutz könnte es im Lande um bis zu 5° C wärmer als im vorindustriellen Zeitalter werden.
Empfehlungen für die regionale Wirtschaft
Szenario 6 - Migration durch Klimawandel
Der menschengemachte Klimawandel, die Bevölkerungsexplosion und das Wohlstandsgefälle auf der Welt sorgen für Spannungen. Werden Lebensräume zerstört oder Entfaltungsmöglichkeiten verweigert, steigt die Bereitschaft zur Migration. Der Klimawandel könnte diese Tendenz befeuern. Die Weltbank schätzt, dass bis zum Jahr 2050 mehr als 140 Millionen Menschen zu Klimamigranten werden könnten. Es ist davon auszugehen, dass die Migration zunimmt. Ein Teil der Betroffenen wird auch in unserer Region Zuflucht und möglicherweise eine neue Heimat finden wollen.
Empfehlungen für die regionale Wirtschaft
Alle Empfehlungen stehen unter dem Vorbehalt, dass in der regionalen Wirtschaft unverändert Fachkräftemangel herrscht, da er die Motivation der Unternehmen, Migranten zu beschäftigen, deutlich erhöht. Das Thema ist von langfristiger, aber nicht akuter Relevanz für die regionale Wirtschaft. Die unmittelbaren Auswirkungen sind zudem begrenzt, weil die Unternehmen das Ausmaß ihrer Befassung mit Migranten selbst wählen können. Dennoch sollten Sie sich als Unternehmer und Gewerbetreibender frühzeitig auf dieses Szenario vorbereiten und erste Maßnahmen überlegen.
Impressum
Klimawandel und regionale Wirtschaft – Leitfaden für kleine und mittelständische Unternehmen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Industrie- und Handelskammern Fulda und Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern.
Erscheinungsdatum Februar 2023
Redaktion
Dr. Jörg Wetterau, E-Mail: info@labor-fuer-kommunikation.de
Julia Oppenländer, E-Mail: j.oppenlaender@hanau.ihk.de
Dr. Achim Knips, E-Mail: a.knips@hanau.ihk.de
Dr. Gunther Quidde, E-Mail: g.quidde@hanau.ihk.de
Michael Konow, E-Mail: konow@fulda.ihk.de
Quellenangabe
Partner

Datum
Zuletzt geändert am 06. Oktober 2023Verwandte Artikel
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