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Maßnahme

Einführung eines Energiemanagements

Ein einfaches Energiemanagement lohnt sich für alle Unternehmen, unabhängig von Größe oder Branche. (IEEKN)

Auf einen Blick

Themenkategorie
Energieeffizienz
Sektor, Branche
Industrie
Unternehmensgröße
250-499
Bundesland
Bundesweit
Umsetzungszeitraum
Mittelfristig (2 bis 6 Monate)
Investitionsaufwand
Gering
  • Abwärmenutzung
  • Heizung

Beschreibung

Ein systematisches Energiemanagement hilft, die Energieverbräuche im eigenen Unternehmen zu analysieren und zu optimieren. Mithilfe eines Energiemanagements können betriebliche Energiekosten und damit CO2-Emissionen gesenkt werden.

Einordnung

Ein Energiemanagement hilft Unternehmen und Organisationen, Energieeinsparpotenziale zu identifizieren und diese zu heben, indem Energieverbräuche und -kosten systematisch erfasst, analysiert und bewertet werden. Dies kann mit einfachsten Hilfsmitteln, z. B. regelmäßigen Zählerablesungen und der Datenerfassung in einer Tabelle, beginnen. Gerade in mittleren oder größeren Unternehmen lohnt aber häufig auch eine digitale Energiedatenerfassung und die Nutzung einer Energiemanagement-Software. Wird dieses auch Energiecontrolling oder Energiemonitoring genanntes Vorgehen weiter professionalisiert, kann man sich den systematischen Energiemanagementprozess auch zertifizieren lassen. Für solch ein Energiemanagementsystem  (EnMS)  gibt  es  eine  internationale Norm, die 2011 eingeführte ISO 50001. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist eine stufenweise Annäherung über die 2021 eingeführte ISO 50005 zu empfehlen. Mit dem im September 2023 verabschiedeten Energieeffizienzgesetz (EnEfG) werden Unternehmen mit einem großen Energieverbrauch (durchschnittlich mehr als 7,5 GWh) verpflichtet, ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen.

Umsetzung

Wurde die Entscheidung zur Implementierung eines Energiemanagements getroffen, sollte diese im nächsten Schritt an die Mitarbeitenden kommuniziert werden. Die operative Einführung eines Energiemanagements bedarf der Klärung von Zuständigkeiten, Verpflichtungen und Ressourcen sowie der Einberufung eines EnM-Teams. Dieses Team sollte Vertreterinnen und Vertreter aus möglichst allen relevanten Unternehmensbereichen umfassen (z. B. Produktion, Finanzen, Einkauf, Gebäude- und Energietechnik).

Eine der ersten Aufgaben des EnM-Teams ist die Erhebung der Energieverbrauchsdaten. Dabei sollte zu Beginn der Gesamtblick auf die Energieströme des Unternehmens erfolgen (Grobanalyse) und anschließend weiter ins Detail gegangen werden (Feinanalyse).

Ein erfolgreiches Energiemanagement erfordert ein fortlaufendes Energiemonitoring (das  Erfassen und Aufbereiten  von  Daten  der  Energieverwendungen) und Energiecontrolling (die Auswertung dieser Daten). Dabei müssen neben den Energiedaten selbst auch die relevanten Einflussgrößen gemessen werden, die auf die betrachteten Anlagen und Prozesse wirken. Softwarelösungen helfen, den Energieeinsatz in Echtzeit aufzubereiten, auszuwerten und zu visualisieren. Durch das Energiecontrolling können sogenannte Signifikant Energy Users (SEUs), also Schwerpunktverbraucher, identifiziert werden, die auch die umfangreichsten Einsparpotenziale vermuten lassen. Daher empfiehlt es sich, die SEUs in den Mittelpunkt des EnM zu rücken.

Mittels einer Kosten-Nutzen-Analyse können im nächsten Schritt Effekte und Wirtschaftlichkeit verschiedener Energieeffizienzmaßnahmen bewertet und besonders lohnende Maßnahmen priorisiert werden. Aus den Ergebnissen der Energiedatenermittlung und Bewertung der Einsparpotenziale werden die übergeordneten Ziele des EnM im Rahmen einer unternehmensspezifischen Energiestrategie festgelegt und entsprechende Energieeffizienzziele verankert. Zusätzlich zu den Energiezielen sollten in diesem Schritt auch  Treibhausgasminderungsziele festgelegt  werden. Nachfolgend werden aus den Analysen und Bewertungen – ggf. unter Einbeziehung externer Expertise – Aktionspläne entwickelt und erste Maßnahmen umgesetzt sowie erste Erfolge gefeiert werden.

Beim Energiemanagement handelt es sich um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess mit möglichst nachhaltiger Wirkung im Unternehmen. Deshalb sollte die Umsetzung regelmäßig überprüft werden, um daraus Hinweise für neue Ziele und Maßnahmen abzuleiten.

Das EnM sollte ganzheitlich in die betriebliche Prozesslandschaft integriert werden, d. h. unternehmensinterne Prozesse wie z. B. Wartung und Instandhaltung von Anlagen, Einrichtungen und Gebäuden, Einkauf etc. sollten unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz betrachtet werden. Außerdem ist für den erfolgreichen Betrieb eines EnM eine Dokumentation notwendig. Sie bildet die Grundlage für einen systematischen Optimierungsprozess, hilft Prozesse des EnM im Unternehmen zu verankern sowie Steigerungen der Energieeffizienz nachzuweisen. Die Wirksamkeit eines EnM sollte durch regelmäßige interne Audits überprüft werden, woraus sich wiederum Anpassungen der Energiepolitik sowie die Festlegung neuer Ziele und Änderungen bei Ressourcen oder Kennzahlen ableiten. Auf diese Weise schließt sich der EnM-Kreis.

Erste Schritte bei der Umsetzung:

  • Entscheidung über die Einführung eineEnM

  • Aufbau des EnM-Teams

  • Analyse des Energieverbrauchs und Ermittlung der Einsparpotenziale

  • Erarbeitung und Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen

  • Entwicklung einer Energiepolitik und Festlegung von Zielen und Programmteilen

  • Umsetzung von ersten Energieeffizienzmaßnahmen

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Erhebung von relevanten Grunddaten kann für Unternehmen  eine  Herausforderung  darstellen,  da viele Energiedaten nicht in ausreichender Qualität zur Verfügung stehen. Oftmals müssen hierfür ein Messsystem aufgebaut und neue Energiezähler installiert werden.  Das Messkonzept  kann  aber  schrittweise ausgebaut werden, indem man erst energieintensive SEUs mit eigenen Messgeräten ausrüstet und nach und nach weitere Anlagen und Maschinen anschließt. Außerdem können temporäre Messungen durchgeführt werden, die Überverbräuche bzw. Verluste wie zum Beispiel Druckluftleckagen aufzudecken helfen. Die Messtechnik dafür kann man sich ausleihen. Sind im Unternehmen eigene Kapazitäten für Datenerfassung und -bewertung nicht vorhanden, können Dienstleistungen von externen Energieberatende in Anspruch genommen werden.

Fördermöglichkeiten

Wichtige Elemente wie Soft- und Hardware, welche im Zusammenhang mit der Einführung eines Energiemanagements stehen, sind förderfähig. Insbesondere die Förderung von Softwarelösungen zur Unterstützung eines Energiemanagements sowie Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR) und Sensorik können über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Programm Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft – Modul 3 gefördert werden:

  • Maximale Förderung: 15 Millionen Euro pro Investitionsvorhaben
  • Förderquote: Bis zu 50 Prozent der förderfähigen Investitionskosten
  • Förderfähig sind nicht nur der Erwerb, die Installation und  die Inbetriebnahme solcher Systeme, sondern auch die Schulung des Personals im Umgang mit der geförderten Softwarelösung.

Förderfähig sind nicht nur der Erwerb, die Installation und  die Inbetriebnahme solcher Systeme, sondern auch die Schulung des Personals im Umgang mit der geförderten Softwarelösung.

Co-Benefits

Die Zertifizierung eines Energiemanagementsystems bietet Vorteile. Für Unternehmen, die dem Brennstoffemissionshandel unterliegen, dient die Zertifizierung als Nachweis für die Gewährung von staatlichen Beihilfen nach der BEHG-Carbon-Leakage-Verordnung (BECV). Eine ISO 50001-Zertifizierung ist in der Regel auch Voraussetzung für eine Befreiung von der Energie-/ Stromsteuer (Spitzenausgleich). Zudem sind Großunternehmen, die nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert wurden, von der Pflicht gemäß Energiedienstleistungsgesetz zu einem Energieaudit nach DIN EN16247-1 befreit. Die Kommunikation über Einsparerfolge sorgt für Motivation und bewegt die Belegschaft dazu, neue Energieeffizienzideen zu entwickeln. Außerdem profitieren Unternehmen auch durch eine Steigerung ihres Images in der Öffentlichkeit.

Praxisbeispiel

Identifizierung von einem Schwerpunktverbraucher durch den Aufbau eines Energiemanagement in einem energieintensiven Unternehmen der Papier- und Zellstoffindustrie

Ein Unternehmen aus der energieintensiven Papier- und Zellstoffindustrie hat erfolgreich ein Energiemanagement implementiert. Die Kosten der Einführung betragen einmalig rund 30.000 €, die Betriebskosten werden auf rund 25.000 € pro Jahr geschätzt. Im Kontext der Einführung wurde eine erste Messung und Analyse der Energieverbräuche durchgeführt. Eine Vielzahl von Prozessen und Produktionsschritten konnten identifiziert werden, welche laut Einschätzung des begleitenden  externen  Energieberaters  übermäßige Verbräuche aufweisen. Das Unternehmen konnte so die Schwerpunktverbräuche bei der Herstellung von Papier, Karton und Pappe identifizieren und erste Energieeffizienzmaßnahmen erarbeiten.

Unternehmensgrößemittel
Investitionssumme64.000 €
Energieeinsparung (Strom)/ a210.000 kWh/Jahr
Energieeinsparung (Gas)/ a-
CO2-Einsparung/ a88 t
Kosteneinsparung46.200 € / Jahr
Amortisationszeit1,4 Jahre
Rentabilität78.254 €
Nutzungsdauer>10 Jahre

Quellenangabe

Partner

Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke

Die Factsheets zu Kurzfristmaßnahmen für Energieeinsparung und Energiesubstitution werden von der Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke publiziert. Seit 2014 unterstützt die Netzwerkinitiative Unternehmen dabei, sich in Netzwerken auszutauschen. Die Initiative wird von 21 Verbänden und Organisationen der Wirtschaft gemeinsam mit der Bundesregierung getragen und von zahlreichen weiteren Projektpartnern unterstützt. Dieses Factsheet entstand in Kooperation mit der Limón GmbH und IRESS GmbH - Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien.
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Energiewechsel-Kampagne des BMWK

Ziel der Energiewechsel-Kampagne des BMWK ist es, die gesamte Gesellschaft zum Energiesparen zu aktivieren - von den Bürgerinnen und Bürgern, über Verbände und Unternehmen, bis hin zu den Kommunen.
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Datum

Zuletzt geändert am 06. Februar 2024

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