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Info-Beitrag

ISO-26000 in der unternehmerischen Praxis

Eine Orientierungshilfe für Kernthemen und Handlungsfelder des Leitfadens DIN ISO 26000, Herausgeber ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

Auf einen Blick

Themenkategorie
Klimaziele und -strategien
Bundesland
Bundesweit
  • Berichtspflichten

Beschreibung

Die zitierte Publikation soll Orientierung beim Umgang mit den Kernthemen und Handlungsfeldern der ISO 26000 bieten. Sie hat das Ziel, Unternehmen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie vor dem Hintergrund ihrer bisherigen CSR-Aktivitäten pragmatisch mit der großen Anzahl von Empfehlungen in der ISO 26000 umgehen können.

Umsetzung der ISO-26000-Empfehlungen

Dieser Beitrag fokussiert auf die sieben Kernthemen der ISO 26000 und die Empfehlungen zur organisationsweiten Integration gesellschaftlicher Verantwortung. Hier werden die relevanten Empfehlungen für Unternehmen herausgestellt. 

  • Unternehmensführung: Als zentrales Kernthema verbindet die Frage der Unternehmensführung die restlichen Kernthemen und Arbeitsfelder innerhalb der ISO 26000-Empfehlungen durch Steuerung und Führung nach den Grundsätzen gesellschaftlicher Verantwortung. Im Vordergrund stehen Werte- und Compliance-Managementsysteme, die die Umsetzung nationaler und internationaler Standards auf der operativen Ebene unterstützen.
  • Umwelt: Umweltschutz im Sinne der ISO 26000 bedeutet, negative Umweltauswirkungen zu vermeiden oder zu reduzieren und Ressourcen effizient zu nutzen; zudem sollen ökologische Grenzen eingehalten werden. Klimaschutz- und Ressourcen-, aber auch Klimaanpassungs- und Biodiversitätsfragen sind durch dezidierte Umweltmanagementinstrumente, auch im Bereich der Produktverantwortung, systematisch anzugehen.
  • Menschenrechte: Gerade für Unternehmensaktivitäten und -einflüsse in Entwicklungsländern ist dieses Thema relevant. Kernempfehlungen der ISO 26000 zur Wahrnehmung menschenrechtlicher Verantwortung fokussieren unter anderem auf organisatorische Maßnahmen zur Festlegung des eigenen Einflussbereiches, vor allem in kritischen Umfeldern, sowie die Verankerung des Themas in Aufbau- und Ablauforganisationen
  • Arbeitspraktiken: Im Einklang mit Arbeitsnormen von ILO, OECD und Global Compact konzentrieren sich die ISO-26000-Empfehlungen in diesem Bereich auf die Einhaltung von Mindestbestimmungen zu Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Diskriminierung am Arbeitsplatz, Transparenz gegenüber, und Datenschutz für Mitarbeiter, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und Verantwortungsübernahme für Arbeitspraktiken in Aufbau- und Ablauforganisationen.
  • Konsumentenanliegen: Das Kernanliegen dieses Themenbereiches ist die Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen, die unternehmensethischen und ökologischen Grundsätzen entsprechen. Empfehlungen beinhalten Maßnahmen zur Sicherstellung von Produkttransparenz, Gleichbehandlung und Gesundheitsschutz für Kunden, sowie die Förderung nachhaltigen Konsums.
  • Einbindung & Entwicklung der Gemeinschaft: Mit der sich verbreitenden Idee des „Corporate Citizenship“ erweitert sich das Verantwortungsfeld von Unternehmen auch über ihr Kerngeschäft hinaus. Förderung von Bildung, Kultur und Gesundheit in der Gemeinschaft, auch aus wirtschaftlichem Eigeninteresse, sowie Beteiligung der Gemeinschaft in Entscheidungsprozessen mit gesellschaftlichen Auswirkungen stehen bei diesem Thema im Vordergrund.
  • Faire Betriebs- & Geschäftspraktiken: Die Grundlage fairer Betriebs- und Geschäftspraktiken beruht auf Achtung, Förderung und Verwendung ethischer Verhaltensstandards und betrifft alle Geschäftsprozesse eines Unternehmens. Nicht nur in Bezug auf Mitarbeiter und direkte Partner, sondern auch Wettbewerber, Regierungsorgane und Verbände zielen die ISO-26000-Empfehlungen auf gesetzeskonforme und faire Verhaltensgrundsätze ab.

Zudem wird thematisiert, inwieweit diese bereits durch geltendes Recht abgedeckt werden.

Unternehmensführung

Das Kernthema im Überblick

Infolge vieler Negativbeispiele von unternehmerischem Handeln in der Vergangenheit – wie beispielsweise Korruptionsfälle, Menschenrechtsverletzungen, ungerechtfertigter Arbeitsplatzabbau oder Umweltzerstörungen–wur[1]de der Ruf nach mehr Transparenz unternehmerischer und wirtschaftlicher Verantwortung immer dringender. Gleichzeitig wurde das, was man unter unternehmerischer Verantwortung verstand, immer komplexer. Ursache hierfür ist einerseits die zunehmende Vielfalt gesellschaftlicher Gruppen und zum anderen die zunehmende Komplexität unternehmerischen Handelns vor dem Hintergrund ökonomischer Globalisierung und Internationalisierung. Forderungen nach stärkeren Kontrollmechanismen für unternehmerisches Handeln haben laut Wieland und Schmiedeknecht (2010) zugenommen und kristallisieren sich heute in einem besseren Verständnis einer Good Corporate Governance in Unternehmen, dem Erkennen und der Akzeptanz ihrer gesellschaftlichen Verantwortung wie auch einem Orientieren des Unternehmens an den Rechten und Pflichten im Sinne eines Corporate Citizen heraus.

Die unternehmerische Antwort auf diese drei Themenbündel ethischer und ökonomischer Verantwortung führt im Wesentlichen zu zwei Schwerpunktaktivitäten:

  • Mit Der Einführung Von Wertemanagementsystemen Soll – Ganz Im Sinne Der Selbstverpflichtung – Eine Organisations- und Verhaltenssteuerung im Unternehmen aufgebaut werden, die sich an den Werten des Unternehmens orientiert.
  • Mit der Einführung von Compliance-Managementsystemen soll die Legitimität des Unternehmerischen Handelns intern umgesetzt und nach Außen Transparent Dargestellt werden.

Die Frage, auf was sich unternehmerische Verantwortung eigentlich bezieht, wird auf nationaler Ebene mit gesellschaftlichen Leitsätzen beziehungsweise auf internationaler Ebene mit übergesellschaftlichen Prinzipien beantwortet. Einige wurden im vorigen Kapitel schon vorgestellt: Zu den bekanntesten zählen diejenigen, die von international anerkannten Institutionen publiziert wurden, wie:

  • die OECD-Leitsätze für multinationale unternehmen
  • die ILO-Prinzipien für multinationale Unternehmen
  • die Agenda 21 der vn
  • der Global Compact der vn

Mit der Frage beschäftigen sich aber auch internationale Leitfäden und ähnliche Standards wie zum Beispiel:

  • der Leitfaden der GRI
  • der Standard sa8000 der social accountability international
  • der Leitfaden aa1000 (Prinzipien für nachhaltige Entwicklung) von Acountability
  • der Leitfaden ISO 26000 (gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen)

Aber auch in Verhaltenskodexen (Selbstverpflichtungen) privater Organisationen wie Unternehmen, Unternehmensverbänden oder NGOs finden sich Erklärungen zu den Feldern unternehmerischer Verantwortung. Beispiele sind:

  • die business charter for sustainable development der ICC
  • die Unternehmerinitiative world business council for sustainable development
  • das Programm Responsible Care der Chemieindustrie verschiedener Staaten der Dow Jones sustainability index

In nahezu allen genannten Leitsätzen, Leitfäden, Standards und Verhaltenskodexen finden sich prinzipielle Haltungen zur Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung wieder, aus denen sich die Grundsätze für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung ergeben: nämlich prinzipielle Einstellungen zur Rechenschaftspflicht, zur Transparenz, zum ethischen Verhalten, zur Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen, zur Achtung der Rechtsstaatlichkeit, zur Achtung internationaler Verhaltensstandards und zur Achtung der Menschenrechte – also genau die Prinzipien, die in der ISO 26000 genannt werden.

Daraus lässt sich für Unternehmen ableiten, dass sie sowohl eine verbindliche und transparente Aufbauorganisation schaffen als auch ihre Prozesse – also ihre Ablauforganisation – darstellen sollten. Im Grundsatz bedeutet dies, dass im Unternehmen Anweisungs-, Auswahl- und Überwachungspflichten geregelt, Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen festgelegt und eindeutige Kooperationsregeln festgehalten werden sollten. Praktisch kann dies mit der Einführung von Managementsystemen umgesetzt werden. Dabei ist es zunächst egal, ob über das Managementsystem nur ein Ausschnitt unternehmerischer Verantwortung (z. B. der Umweltschutz) oder die gesamte Bandbreite (etwa durch integrierte Managementsysteme oder Systeme zum Nachhaltigkeitsmanagement) geregelt wird. Allen gemeinsam ist ihr Charakter als Anweisungs- und Überwachungssystem.

Übersicht der Handlungsfelder

In der ISO 26000 wird das Kernthema Organisationsführung in drei Kapitel unterteilt: I) Übersicht Organisationsführung; II) Grundsätze und Überlegungen; sowie III) Prozesse und Strukturen der Entscheidungsfindung. In der unternehmerischen Praxis erweist es sich als hilfreich, eine Einteilung in solche Empfehlungen, die sich auf die Aufbauorganisation beziehen (Empfehlungen zur Unternehmensführung), und solche, die eher auf die Ablauforganisation fokussieren (Empfehlungen zum Prozessmanagement und zu den Strukturen der Entscheidungsfindung), vorzunehmen. Aus diesem Grund wurden die ISO-26000-Empfehlungen zur Organisationsführung zu folgenden Handlungsfeldern gebündelt und entsprechend ihrer Bedeutung für Unternehmen neu priorisiert:

  • Empfehlungen zur Unternehmensführung
  • Prozessmanagement und Strukturen der Entscheidungsfindung

Umwelt

Das Kernthema im Überblick

Umweltschutz im Sinne der ISO 26000 bedeutet, negative Umweltauswirkungen zu vermeiden oder zu reduzieren und Ressourcen effizient zu nutzen; zudem sollen ökologische Grenzen eingehalten werden. Die Norm fokussiert nicht nur auf im CSR-Diskurs fest etablierte Themen wie Klimaschutz oder Ressourcen, sondern widmet auch Themen wie Klimaanpassung und Biodiversität, die bisher (für die meisten Unternehmen) weniger im Fokus standen, eigene Kapitel. Die Umsetzung der Empfehlungen erfordert ein systematisches und strategisches Vorgehen, für das Unternehmen in Deutschland gut gerüstet sein sollten: Zum einen setzen sie die ISO-26000-Empfehlungen zum Umweltschutz größtenteils bereits um, indem sie gesetzliche Vorschriften einhalten. In Deutschland herrscht eine hohe Regelungsdichte im Bereich der Umweltgesetzgebung, die das Handeln von Unternehmen bestimmt.62 Zum anderen stehen Unternehmen etablierte Umweltmanagementinstrumente wie zum Beispiel EMAS zur Verfügung. 

Da die ISO 26000 auch die Produktverantwortung betont, empfiehlt sich die Nutzung von ergänzenden Instrumenten, zum Beispiel bei der Erstellung von Ökobilanzen (ISO 14040) oder der Integration von Umweltaspekten in die Produktentwicklung (ISO/TR 14062). Die ISO 26000 verweist in diesem Zusammenhang und in Bezug auf ähnliche Themen auf die gesamte ISO-14000er-Reihe. In Ländern mit niedrigeren gesetzlichen Umweltstandards können Unternehmen mit EMAS gut dokumentieren, dass sie sich an europäischen Standards und Vorgaben orientieren.

Übersicht der Handlungsfelder

Das Handlungsfeld ist in insgesamt vier Handlungsfelder aufgeteilt:

  • Vermeidung der Umweltbelastung
  • natürliche Nutzung von Ressourcen
  • Abschwächung des Klimawandels und Anpassung
  • Umweltschutz, Artenvielfalt und Wiederherstellung natürlicher Lebensräume

Die ganze Orientierungshilfe vom BMUB finden Sie hier.

Quellenangabe

Partner

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUB)

Referat Öffentlichkeitsarbeit
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Datum

Zuletzt geändert am 30. April 2024

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