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Info-Beitrag

ISO 26000 Im Vergleich

Eine vom Bundesumweltministerium 2020 herausgegebene Orientierungshilfe beschreibt Kernthemen und Handlungsfelder der DIN ISO 26000. Dazu gehört auch eine Übersicht zu anderen Reporting Standards.

Auf einen Blick

Themenkategorie
Klimaziele und -strategien
Bundesland
Bundesweit
  • Berichtspflichten

Beschreibung

Die DIN ISO 26000 stellt eine internationale Leitlinie für gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen dar, die sich an bestehende Standards wie GRI, den Global Compact und OECD-Leitsätze anlehnt. Sie bietet global anwendbare Empfehlungen, betont aber die Wichtigkeit der länderspezifischen Kontextualisierung. In Deutschland wird sie von der Bundesregierung im Rahmen des CSR-Aktionsplans anerkannt, die Norm ist aber in Deutschland nicht zertifizierbar. Die Orientierungshilfe des Bundesumweltministeriums beinhaltet auch einen Vergleich zu anderen Reportingstandards wie GRI, die OECD-Leitsätze und der EMAS-Umwelterklärung, die wir in diesem Beitrag zusammengefasst haben. Ziel der Übersicht ist es aufzuzeigen, wie sich die ISO-Norm zu den etablierten Standards verhält und wie ein pragmatischer Umgang mit den ISO-26000-Empfehlungen aussehen könnte. Zu berücksichtigen ist, dass mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der CSR-Richtlinie (CSRD) inzwischen ein weiterer, gesetzlich verankerter Berichtsstandard vorliegt. Diese CSRD ist im vorliegenden Vergleich noch nicht enthalten.

Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

Die ISO 26000 zielt darauf ab, Unternehmen weltweit zu nachhaltigem Wirtschaften anzuleiten, unter Berücksichtigung des spezifischen rechtlichen Rahmens in Ländern wie Deutschland. Sie dient als umfassendes Rahmenwerk, das mit den genannten Standards interagiert und einen breiten Ansatz für gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit in Unternehmen fördert. Sie bietet eine Basis für die Implementierung spezifischer Maßnahmen und Standards, wobei ihre Nichtzertifizierbarkeit Unternehmen zur freiwilligen Anwendung und Berichterstattung anregt.

Der Vergleich zu den folgenden Standards zeigt:

  • EMAS und ISO 26000 teilen die globale Anwendbarkeit, wobei EMAS zertifizierbar ist und einen stärkeren Fokus auf Umweltaspekte und öffentliche Berichterstattung legt.

  • GRI bietet einen Rahmen für Nachhaltigkeitsberichte, der ISO 26000 in der Operationalisierung ihrer Empfehlungen durch Indikatoren ergänzt.

  • Der Global Compact stellt einen ethischen Rahmen bereit, der mit den umfassenden Empfehlungen der ISO 26000 harmoniert, insbesondere in den Bereichen Menschenrechte, Umwelt und Anti-Korruption.

  • OECD-Leitsätze bieten eine staatlich unterstützte Richtlinie für internationale Unternehmen, die breite thematische Überschneidungen mit ISO 26000 aufweisen.

  • SA8000 fokussiert auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ergänzt ISO 26000 in den Bereichen Menschenrechte und Arbeitspraktiken.

  • Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex richtet sich speziell an Unternehmen zur Bewertung und zum Vergleich ihrer Nachhaltigkeitsleistungen, basierend auf ähnlichen Prinzipien wie die ISO 26000.

EMAS (Eco-Management & Audit Scheme)

1. Überblick

EMAS, entwickelt von der EU, ist ein weltweit anwendbares Umweltmanagement- und Auditierungssystem, das über die ISO 14001-Anforderungen hinausgeht. Es verpflichtet Organisationen zur öffentlichen Berichterstattung ihrer Umweltleistung und zur Sicherstellung ihrer Umweltrechtskonformität. EMAS-registrierte Organisationen führen ein standardisiertes Umweltmanagementsystem (UMS), unterziehen sich regelmäßigen Prüfungen und veröffentlichen jährliche Umwelterklärungen. Themen wie Energieverbrauch, Emissionen und Biodiversität werden mit festgelegten Kernindikatoren überwacht.

2. Vergleich mit ISO 26000

EMAS und ISO 26000 sind für alle Organisationsarten und -größen anwendbar, allerdings ist EMAS zertifizierbar, während ISO 26000 lediglich Empfehlungscharakter hat. EMAS fokussiert sich auf Umweltmanagement und beinhaltet zudem Empfehlungen zu Themen wie der Einbindung von Anspruchsgruppen und externer Berichterstattung, die auch in ISO 26000 angesprochen werden. Im Gegensatz zu ISO 26000 bietet EMAS einen praxisorientierten Ansatz speziell für Umweltmanagement.

3. Praktischer Umgang im Kontext ISO 26000

Die Umsetzung der Umweltaspekte der ISO 26000 kann effektiv durch ein UMS im Rahmen von EMAS erfolgen. Die Struktur und Anforderungen von EMAS ermöglichen es Organisationen, die Umweltleistungsziele der ISO 26000 direkt in die Praxis umzusetzen, einschließlich der Einbindung von Anspruchsgruppen und der externen Berichterstattung. Durch die Ergänzung mit Instrumenten wie Ökobilanzen können Organisationen auch den Empfehlungen zu indirekten Umweltaspekten und Produktverantwortung nachkommen. EMAS bietet somit eine solide Basis für die praktische Anwendung der ISO-26000-Empfehlungen im Bereich Umwelt.

GRI (Global Reporting Initiative)

1. Überblick

Gegründet im Jahr 2002, bietet GRI Organisationen einen Leitfaden für Nachhaltigkeitsberichterstattung, um die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu messen und zu berichten. Der GRI-Leitfaden, mit einem Katalog an Managementansätzen und Indikatoren, zielt darauf ab, die Transparenz, Vergleichbarkeit und Qualität der Nachhaltigkeitsberichte zu verbessern. Die Berichte, gegliedert in drei Anwendungsebenen und optional extern geprüft, sollen bei GRI registriert werden. Mit der Einführung der G4-Version wird ein vereinfachtes Bewertungssystem, der "Materiality Check", eingeführt.

2. Vergleich mit ISO 26000

GRI und ISO 26000 decken ähnliche Themen ab, unterscheiden sich aber im Zweck: GRI konzentriert sich auf die Berichterstattung mit spezifischen Indikatoren, während ISO 26000 breitere Empfehlungen ohne direkte Operationalisierung bietet. Die GRI-Leitlinien dienen als komplementäres Instrument zur Umsetzung der ISO-Empfehlungen, insbesondere in Bereichen wie Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umweltschutz, faire Geschäftspraktiken, Konsumentenanliegen und die Entwicklung der Gemeinschaft.

3. Praktischer Umgang im Kontext ISO 26000

GRI-Indikatoren eignen sich, um die allgemeinen Empfehlungen der ISO 26000 zu konkretisieren. GRI unterstützt Organisationen dabei, nachhaltigkeitsbezogene Themen zu berichten und bietet damit eine Grundlage zur Entwicklung von unternehmensinternen Prozessen, die den Anforderungen von ISO 26000 entsprechen. Durch die Kombination beider Standards können Unternehmen eine umfassende und detaillierte Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und umsetzen.

Global Compact

1. Überblick

Der Global Compact wurde 1999 eingeführt, um Organisationen bei der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung zu unterstützen, basierend auf zehn Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Als weltweites Netzwerk fördert es die freiwillige Selbstverpflichtung zu diesen Prinzipien und den Austausch in Foren. Die Fortschrittsmitteilung dient als jährlicher Bericht über die Umsetzung der Prinzipien.

2. Vergleich mit ISO 26000

Während der Global Compact grundlegende ethische Grundsätze festlegt, bietet ISO 26000 eine detailliertere Anleitung zur verantwortungsvollen Unternehmensführung. ISO 26000 umfasst mehr als 600 Empfehlungen und adressiert neben den vom Global Compact abgedeckten Bereichen zusätzlich Themen wie Konsumentenanliegen und die Rolle von Organisationen im gesellschaftlichen Umfeld. Beide Standards betonen die Bedeutung von freiwilliger Berichterstattung und direktem Engagement mit Anspruchsgruppen, enthalten jedoch keinen verpflichtenden Kontrollmechanismus.

3. Praktischer Umgang im Kontext ISO 26000

Die Prinzipien des Global Compact können als grundlegender Rahmen für die Umsetzung der ISO 26000-Empfehlungen dienen. Die Mitgliedschaft im Global Compact unterstreicht die Bereitschaft eines Unternehmens zur Teilnahme am CSR-Diskurs und zur Umsetzung der Prinzipien in der Praxis. Die Teilnahme an Veranstaltungen und Workshops des Global Compact kann Unternehmen helfen, ihr Verständnis und ihre Umsetzung von CSR-Themen zu vertiefen und somit die Anforderungen der ISO 26000 effektiver zu erfüllen.

OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen

1. Überblick

Die OECD-Leitsätze sind ein anerkannter CSR-Verhaltenskodex, basierend auf internationalen Abkommen und aktualisiert bis 2011. Sie bieten Empfehlungen für multinationale Unternehmen zu Themen wie Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, gestützt auf die Menschenrechtscharta der VN, ILO-Kernarbeitsnormen und die Rio-Erklärung. Nationale Kontaktstellen fördern die Umsetzung dieser nicht bindenden Leitsätze und bearbeiten Beschwerden, meist bezogen auf Unternehmenstätigkeiten in Entwicklungsländern.

2. Vergleich mit ISO 26000

Die OECD-Leitsätze und ISO 26000 dienen beide als Richtschnur für verantwortungsvolles Unternehmertum, mit einem breiten Übereinstimmungsbereich in Kernthemen. Während die OECD-Leitsätze primär Unternehmen, die in OECD-Ländern agieren, ansprechen und eine begrenzte Reichweite haben, bietet ISO 26000 eine detailliertere und umfangreichere Perspektive auf die Unternehmensverantwortung. ISO 26000 behandelt zusätzlich Themen wie soziale Sicherheit und Konsumentenkommunikation, die in den OECD-Leitsätzen weniger stark ausgeprägt sind. Zudem unterstützen nationale Kontaktstellen die Anwendung der OECD-Leitsätze durch Hilfestellungen und ein Beschwerdesystem, ein Aspekt, der in der ISO 26000 anders gehandhabt wird.

3. Praktischer Umgang im Kontext ISO 26000

Die OECD-Leitsätze können in Kombination mit ISO 26000 genutzt werden, um die CSR-Bemühungen von Unternehmen zu stärken. Beide Standards ergänzen sich in ihren Themenbereichen und Ansätzen, was Unternehmen ermöglicht, ein umfassendes Verständnis von CSR zu entwickeln und anzuwenden. Ein Kooperation zwischen ISO und OECD (Memorandum) unterstreicht die komplementäre Natur beider Richtlinien, die gemeinsam ein robustes Rahmenwerk für verantwortungsvolle Unternehmensführung bilden.

Social Accountability 8000

1. Überblick

SA8000, entwickelt von Social Accountability International, ist ein auditierbarer Standard, der auf ILO-Konventionen, der UN-Menschenrechtscharta und dem Übereinkommen über die Rechte des Kindes basiert. Er fokussiert auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen, indem er Themen wie Kinder- und Zwangsarbeit, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, sowie Diskriminierung und Entlohnung abdeckt. Über 3.100 Organisationen in mehr als 60 Ländern haben SA8000 implementiert (Stand: 2020), um Risiken zu minimieren und ethisch orientierte Kaufentscheidungen zu fördern. Die Einhaltung wird durch unabhängige Zertifizierer überwacht.

2. Vergleich mit ISO 26000

SA8000 und ISO 26000 teilen das Ziel der Verbesserung von Arbeitsbedingungen und basieren auf ähnlichen internationalen Normen. Während SA8000 eine Zertifizierung bietet und konkrete Bedingungen zur Verbesserung der Arbeitsumstände stellt, dient ISO 26000 eher als breit gefächerte Richtlinie ohne die Möglichkeit zur Zertifizierung. SA8000 spricht speziell Unternehmen an, die in Branchen wie der Textilindustrie tätig sind und legt den Fokus auf auditierbare Kriterien zur Verbesserung der Arbeitsstandards.

3. Praktischer Umgang im Kontext ISO 26000

SA8000 bietet eine praktische Grundlage zur Umsetzung bestimmter Aspekte von ISO 26000, insbesondere in Bezug auf Arbeitspraktiken, Menschenrechte und faire Geschäftsbedingungen. Unternehmen, die nach SA8000 zertifiziert sind, erfüllen viele der Empfehlungen von ISO 26000 und können diesen Standard nutzen, um ihre CSR-Strategie weiter zu vertiefen und zu ergänzen. SA8000 kann als Werkzeug dienen, um systematische Verfahren zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu etablieren und regelmäßig zu überprüfen, ergänzt durch die umfassenden Leitlinien von ISO 26000 für eine breitere gesellschaftliche Verantwortung.

Deutscher Nachhaltigkeitskodex

1. Überblick

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK), 2011 eingeführt, dient als Rahmenwerk für transparentes Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen. Entwickelt vom Rat für Nachhaltige Entwicklung als Beratungsgremium der Bundesregierung, orientiert sich der DNK an internationalen Standards wie ISO 26000, dem Global Compact und den OECD-Leitsätzen. Er umfasst 20 Eckpunkte, unterteilt in vier Bereiche: Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft. Unternehmen können freiwillig ihre Entsprechung zum DNK erklären und diese Erklärung durch unabhängige Dritte prüfen lassen.

2. Vergleich mit ISO 26000

Sowohl der DNK als auch ISO 26000 bieten Empfehlungen für nachhaltiges Wirtschaften, wobei sie sich in der Ausführlichkeit und im Detailgrad unterscheiden. Der DNK ist als ein kompakterer Standard konzipiert, der spezifisch auf Unternehmen zugeschnitten ist und einen Fokus auf externe Berichterstattung legt. ISO 26000 bietet hingegen eine umfassendere Anleitung zu Nachhaltigkeitsthemen mit einem breiteren internationalen Ansatz. Beide Standards ergänzen sich, indem der DNK praktische Richtlinien und ein Rahmenwerk für die Berichterstattung bietet, während ISO 26000 als umfangreichere Leitlinie für nachhaltiges Handeln dient.

3. Praktischer Umgang im Kontext ISO 26000

Der DNK kann als Ergänzung zu ISO 26000 dienen, indem er Unternehmen ein konkretes Instrument zur Bewertung und Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitsleistungen bietet. Er ermöglicht es Organisationen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien effektiv nach außen zu tragen und die Glaubwürdigkeit ihrer Angaben durch unabhängige Überprüfung zu stärken. In Kombination ermöglichen DNK und ISO 26000 ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement, wobei der DNK als praktischer Leitfaden für die Implementierung und Berichterstattung der breiter gefassten ISO 26000-Empfehlungen fungiert.


Die ganze Orientierungshilfe vom BMUV finden Sie hier.

Quellenangabe

Partner

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUB)

Referat Öffentlichkeitsarbeit
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Datum

Zuletzt geändert am 10. April 2024

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