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Gutes Beispiel

CO2-Bilanzierung und Klimastrategien

Die WMF GmbH hat sich auf einen wissenschaftlich fundierten Weg Richtung Treibhausgasneutralität gemacht. Hier erfahren Sie mehr.

Auf einen Blick

Themenkategorie
Klimaziele und -strategien
Sektor, Branche
Industrie
Bundesland
Bundesweit
  • CO2-Bilanzierung
  • Berichtspflichten

Beschreibung

  • Eine regelmäßige und verlässliche CO2-Bilanzierung ist der erste Baustein Richtung Klimaneutralität.
  • Scope 1 und 2 Emissionen machen zwar einen relativ geringen Anteil aus, befinden sich aber im unmittelbaren Handlungsfeld des Unternehmens.
  • Leistungsindikatoren zusätzlich zu den absoluten Emissionswerten helfen Zusammenhänge und Schwankungen der Daten zu verstehen.


Interview

Was macht Ihr Unternehmen und welche Maßnahmen im Bereich Klimaschutz setzen Sie um?

Seit 170 Jahren stehen die Marken der WMF GmbH für beste Koch-, Trink- und Esskultur. Da das Unternehmen seit 2016 Teil der französischen Groupe SEB ist, leitet sich die Nachhaltigkeitsstrategie maßgeblich vom Mutterkonzern ab. Somit verfolgen SEB und WMF seit einem knappen Jahrzehnt aktiv das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Der Konzern war zudem eines der ersten 100 Unternehmen weltweit, welches seine Klimastrategie in Zusammenarbeit mit der renommierten Science Based Targets-Initiative (SBTi) erstellt und somit den Fokus auf einen wissenschaftlich fundierten Weg zu „Net Zero“ gesetzt hat.

Jedoch ist nicht die Strategie der erste Baustein in Richtung Klimaneutralität, sondern die regelmäßige und verlässliche Bilanzierung des CO2-Fußabdrucks des Unternehmens – erst im nächsten Schritt lassen sich feste Meilensteine sowie zielgerichtete Maßnahmen zur Emissionsreduktion definieren. Aus diesem Grund misst das Unternehmen seit 2016 jährlich seine gesamten Scope 1, 2 und 3 Treibhausgasemissionen (THGs) nach dem international anerkannten Rahmenwerk des Greenhouse Gas Protocol.

Nach einer ausführlichen Analyse der unternehmensspezifischen Zusammensetzung der THGs, hat die Gruppe ihre wesentlichen Quellen und Hebel identifiziert, welche im Zentrum der Klimastrategie stehen:

1) Scope 1 und 2 Emissionen, die in den Industriestandorten überwiegend durch den Verbrauch von fossilen Energieträgern und Strom aus nicht erneuerbaren Quellen entstehen

2) Scope 3 Emissionen aus den bezogenen Materialen und Komponenten, der Logistik, sowie Emissionen, welche in der Nutzungsphase der Produkte entstehen.

Wie sieht eine CO2-Bilanzierung in der Praxis aus?

Obwohl die Scope 1 und 2 Emissionen entlang der Wertschöpfungskette im Fall der Groupe SEB einen relativ geringen Anteil ausmachen, kommt der Erfassung und Reduktion dieser Treibhaugase ein großer Stellenwert zu, da sich die Emissionsquellen in direkter Kontrolle und somit auch in unmittelbarer Verantwortung des Unternehmens befinden.

Aus diesem Grund erfasst die WMF monatlich bis jährlich alle relevanten Rohdaten in dem gruppenweiten CSR Reporting Tool Tennaxia für alle acht Produktionswerke. Im Detail werden alle monatlichen Verbräuche pro Energieträger (Strom, Gas, Heizöl, produzierter Solarstrom, etc.), sowie die direkten Emissionen aus Prozessen und Kühlmitteln erfasst und mit den jeweiligen Emissionsfaktoren (EFs) in Tennaxia multipliziert. Die verwendeten EFs stammen üblicherweise aus der Datenbank der International Energy Agency, die berechnet, welche der sieben schädlichen Treibhausgase (definiert im Kyoto Protocol der Vereinten Nationen) in welchem Anteil pro Einheit Energie, Kühlmittel o.Ä. ausgestoßen werden. Um eine vergleichbare Messgröße zu schaffen, werden hierzu alle Treibhausgase in sogenannten CO2-Äquivalenten ausgewiesen – somit misst der „CO2“-Fußabdruck in den meisten Fällen auch die anderen Treibhausgasemissionen wie Methan (CH4) oder Lachgas (N2O).

Was sind aktuelle Herausforderungen?

Obwohl die Bilanzierung der THG Emissionen den ersten essentiellen Schritt einer Klimastrategie repräsentiert, ist die Interpretation und Analyse der Daten sehr komplex. Um Zusammenhänge von Faktoren sowie Schwankungen der Daten zu verstehen, ermittelt WMF neben den absoluten Emissionen auch Leistungsindikatoren: Der Energieverbrauch der Prozesse wird mit dem Produktionsvolumen ins Verhältnis gesetzt, die Heizenergie mit den Quadratmetern des beheizten Raums etc.. Nichtsdestotrotz ist es mit der aktuellen Datenlage noch nicht möglich, mehrdimensionale Faktoren wie die benötigte Energie für die Herstellung von Produkten unterschiedlicher Beschaffenheit oder die Einflüsse der jeweiligen Wetterlage auf den Heizbedarf in die Indikatoren einfließen zu lassen, um mehr Transparenz zu schaffen. Groupe SEB und WMF arbeiten kontinuierlich an einer Optimierung der Daten und KPIs, um zukünftig noch besser Potenziale und Hebel identifizieren zu können.

Darüber hinaus stellt die Messung der Scope 3 Emissionen eine Herausforderung dar, da sich die jeweiligen Emissionsquellen außerhalb der Unternehmensgrenzen befinden und die Datenbeschaffung somit aufwendiger ist.  

Welchen Tipp können Sie anderen Unternehmen geben?

Auch wenn die Erstellung einer Klimastrategie eine komplexe Aufgabe darstellt, kann jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe, mit der Bilanzierung der Scope 1 und 2 Emissionen beginnen. Obwohl Fachbegriffe wie „Emissionsfaktoren“ oder „CO2-Äquivalente“ im ersten Moment kompliziert klingen, handelt es sich bei den benötigten Rohdaten, wie dem Energieverbrauch, um Informationen, welche standardmäßig in Rechnungen ausgewiesen werden und dem Unternehmen damit bereits vorliegen.


Für weitere Informationen können Sie sich an die WMF GmbH wenden.

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Quellenangabe

Datum

Zuletzt geändert am 20. September 2023

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