Direkt zu den Inhalten springen
Erneuerbare Energien

Das Für und Wider der einheitlichen Stromgebotszone in Deutschland

Zum Profil

Das deutsche Stromsystem befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel hin zur Klimaneutralität. Durch die Elektrifizierung energieintensiver Industrieprozesse, eine gesteigerte Elektromobilität im Straßenverkehr und den Einsatz elektrischer Wärmepumpen in Gebäuden und Wärmenetzen wird mittel- bis langfristig mit einem erhöhten Stromverbrauch in Deutschland gerechnet. Der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien, insbesondere im Norden, sowie Verzögerungen beim Netzausbau führen aktuell zu Netzengpässen im Übertragungsnetz.

Um diese Engpässe zu beheben, wird immer wieder die Aufteilung der Stromgebotszonen diskutiert, was unterschiedliche Strompreise im Norden und Süden Deutschlands zur Folge hätte. Befürworter argumentieren, dass dies die stark gestiegenen Redispatch-Kosten reduzieren würde. Diese Kosten entstehen, wenn Windparks im Norden große Mengen an grünem Strom produzieren, dieser aber aufgrund von Netzengpässen nicht in den Süden transportiert werden kann. Als Folge müssen im Süden teurere Gas- und Kohlekraftwerke hochgefahren werden. Diese Preisdifferenz wird derzeit auf alle Kunden in Deutschland umgelegt. Ein weiteres Argument der Befürworter ist, dass höhere Strompreise im Süden den Ausbau der erneuerbaren Energien dort beschleunigen könnten.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die vom Energieministerium Baden-Württemberg in Auftrag gegeben wurde, hat die potenziellen Auswirkungen und Folgemaßnahmen einer Trennung in zwei oder vier Gebotszonen untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass die durchschnittlichen Strompreise in der südlichen Zone im Jahr 2025 um etwa 10 Euro pro Megawattstunde und im Jahr 2030 um 6 Euro pro Megawattstunde höher sein könnten als in der nördlichen Zone. Gegner der Aufteilung befürchten eine schwindende Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Süden und eine beschleunigte Verlagerung der Produktion in den Norden oder ins Ausland. Stattdessen wird gefordert, massiv in den Netzausbau und die Digitalisierung des Stromnetzes zu investieren.

Die Studie finden Sie hier: https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/5_Energie/Stromgebotszone-fuer-Baden-Wuerttemberg-Studie.pdf