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Maßnahme

Optimierung der Tourenplanung

Mithilfe der Digitalisierung und unternehmensübergreifenden Kooperationen Transportkosten und Treibhausgasemissionen senken.

Auf einen Blick

Themenkategorie
Mobilität
Bundesland
Bundesweit
Umsetzungszeitraum
Mittelfristig (2 bis 6 Monate)
  • Logistik

Beschreibung

Eine Optimierung der Transportlogistik, insbesondere der Tourenplanung, kann nicht nur Treibhausgasemissionen senken, sondern auch Kosten. Mithilfe der Digitalisierung und der Nutzung von Softwaretools kann die Auslastung der Transporte erhöht und Leerfahren verringert werden. Insbesondere Kooperationen mit anderen Unternehmen bieten die Möglichkeit, Synergien im Transportbereich zu nutzen. 

Einordnung

Der Anteil des Verkehrssektors an den Gesamt-Treibhausgasemissionen innerhalb der EU beträgt ca. 25% (Europäische Kommission 2024) und konnte bisher nicht gesenkt werden. Im Gegenteil, sie stiegen in Deutschland noch von 1995 bis 2021 um 23%, obwohl die kilometerbezogenen CO2e-Emissionen von LKW um 8,5% sanken (Umweltbundesamt 2023). Maßnahmen, die zu einem verringerten Verkehrsaufkommen beitragen sind also dringend notwendig. Unternehmen tragen durch die Logistik besonders dazu bei. Auch wenn eine Verlagerung auf die Schiene wichtig ist, kann auf den Transport mittels LKW nicht verzichtet werden.  

Aktuell ist jede vierte LKW-Fahrt in Deutschland eine Leerfahrt. Eine Optimierung insbesondere der LKW-Transporte spart nicht nur CO2e-Emissionen ein, sondern trägt auch zur Entlastung der Infrastruktur bei und reduziert Kosten. Ebenfalls angesichts mangelnden Personals in der Logistik-Branche, sollte der Transport von Waren effizient geplant werden. Eine sinnvolle und effektive Optimierung funktioniert dabei am besten zusammen mit durchdachter Digitalisierung, Vernetzung und Kooperationen mit anderen Unternehmen.  

Umsetzung

Verschiedene Ansatzpunkte können gewählt werden, um die Tourenplanung und Logistik zu optimieren, wie Transportkooperationen mit anderen Unternehmen, intermodale Transporte und Nutzung von Lang-LKW, Verringerung der Lieferhäufigkeit und Erweiterung der Lieferzeitfenster sowie Nutzung von Digitalisierung und Softwareangeboten von Dritten. Zu Beginn sollten die aktuellen Transportstrukturen und –kosten, sowie vorhandene Vernetzungen und Strategien analysiert werden, damit darauf aufbauend Maßnahmen und neue Strategien konzeptioniert werden können. 

Kooperationen 

Es können oftmals Synergien genutzt werden, wenn Unternehmen Transportkooperationen eingehen. Solche Kooperationen können verschieden ausgestaltet werden, abhängig von den Tätigkeiten der Unternehmen. Beispielsweise können Zulieferer einer Branche Logistikprozesse und -zentren zusammenlegen. In einer Studie mit zwei Automobilzulieferern konnten dadurch die Transportkosten um 7% und die transportbedingten Emissionen um 27% gesenkt werden, da die Auslastung erhöht und die Transportkilometer gesenkt wurden.  

Innerhalb von Gewerbegebieten können ebenfalls Netzwerke aufgebaut werden, die Synergien erzeugen, auch wenn die Unternehmen in unterschiedlichen Branchen tätig sind. So können Einkaufsgemeinschaften und gemeinsame Abfallwirtschaftskonzepte die Transporte in und aus dem Gewerbegebiet verringern. Auch Abstimmung von Lieferzeiten, die Nutzung eines gemeinsamen Fuhrparks oder die Weiterverwertung von Roh- und Reststoffen sind weitere Ansatzpunkte.  

Intermodale Transporte und Nutzung von Lang-LKW 

Bei intermodalen (=mehrgliedrige) Transportketten wird eine Kombination aus verschiedenen Transportmedien (Land-, Wasser-, Luftwege) genutzt. In einer Studie wurde dabei festgestellt, dass THG-Emissionen dadurch in einem Beispielszenario um 39% gesenkt werden konnten, jedoch die Transportkosten um 76% stiegen, da die höheren Umschlagsleistungen höhere Kosten erzeugen. Langfristig könnten durch Automatisierungen die Kosten hierfür sinken. Nur bei entsprechend großem Transportvolumen und genügend großer Transportdistanz, ist eine intermodale Lösung sinnvoll. Bei der Nutzung von Lang-LKW, welche mehr Ladung fassen, sinken die Emissionen im Beispielszenario um 17% und die Kosten um 25%, sodass diese Option ebenfalls einen wirtschaftlichen Nutzen hat.  

Verringerung der Lieferhäufigkeit und Erweiterung der Lieferzeitfenster 

Durch eine Verringerung der Anlieferungstage pro Woche können sowohl Kosten als auch Emissionen gesenkt werden, da die LKW-Ladeflächenauslastung erhöht wird und es zu kürzeren Handhabungs- und Fahrzeiten kommt. Gleichzeitig ist dies nur umsetzbar, wenn genügend Lagerflächen vorhanden sind und ebenfalls muss einkalkuliert werden, dass der Personal- und Zeitaufwand pro Anlieferungstag durch das höhere Warenvolumen steigt.  

Digitalisierung und Software-Lösungen 

Digitalisierte Transportlogistik ermöglicht eine software-gestützte, optimierte Steuerung, auch Transportlogistik 4.0 genannt. Aus den gesammelten und analysierten Daten lassen sich Maßnahmen zu unternehmensübergreifenden Effizienzsteigerung ableiten. Bereits verfügbare Systeme am Markt nutzen dafür moderne Sensorik, Software und Datenübertragungstechnologien, mit deren Hilfe die heutige Auslastung der LKW-Transporte in Deutschland (50-70%) auf 80 – 95% gesteigert werden könnte. Zusätzlich können durch optimierte Routenführung durchschnittlich 5% Treibstoff eingespart werden. Unternehmensübergreifende, digitale Dispositionstools nutzen dafür einen Datenpool aus Waren- und Sendungsdaten, wie Mengenangaben, Gewichte, Verpackung, Lang- oder Gefahrgut, Liefer- und Abholtermine, Daten der Transportmittel, wie Anzahl und Art der Transportmittel, verfügbares Volumen, Kosten für Transporte, sowie Bewegungsdaten in Echtzeit. Dadurch können optimale Ladungen zusammengefasst werden und Leerfahrten vermieden werden. Mit Hilfe von digitalen Frachtenbörsen können ebenfalls weniger aufwendig kurzfristige Aufträge für eigentliche Leerfahrten organisiert werden.  

Praxisbeispiel

Ein mittelständischer Automobilzulieferer schließt seine Logistikprozesse mit einem anderen Automobilzulieferer zusammen. Sie teilen sich ein Logistikzentrum, welches bereits vorher bestand und koordinieren Transporte nun zentral zusammen. Durch das Nutzen des bestehenden Logistikzentrums entstehen keine Investitionen abgesehen von der benötigten Zeit, um die Prozesse zusammenzulegen. Es wird eine Steigerung der Auslastung der LKW-Transporte um 48% erreicht, sodass die Auslastung nun bei 49 % liegt. Die transportbedingten Emissionen aus den täglichen Lieferungen vom Logistikzentrum zur Produktionsstätte konnten um 27% gesenkt werden. Dafür werden nun jährlich 18.200 LKW-Kilometer zurückgelegt.  

Unternehmensgröße: 125 Mitarbeitende 

Investitionssumme: 2.000 € 

Energieeinsparung :(Diesel)/ Jahr 2.360 L/Jahr 

CO2-Einsparung/ Jahr: 6,25 t CO2e/ Jahr 

Kosteneinsparung: 3.540 €/ a 

Amortisationszeit: 0,56 Jahre 

Rentabilität: 15.700 € Kapitalwert 

Nutzungsdauer: 5 Jahre  

Quellen

VDI ZRE Publikationen: Kurzanalyse Nr. 27VDI 27  Ressourceneffizienz in Handel und Logistik (2020) 

Kramer, S. (2015): „Ein Viertel aller Lkw fährt leer durch die Gegend“ [online], 28.10.2015 [abgerufen am: 15.02.2024], verfügbar unter: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/logistik-ein-viertel-aller-lkw-faehrt-leer-durch-die-gegend/12505110.html 

Europäische Kommission, 2024: Verkehr und Grüner Deal; https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/european-green-deal/transport-and-green-deal_de (abgerufen 05.03.2024) 

Umweltbundesamt, 2023: Emissionen des Verkehrs; https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/emissionen-des-verkehrs (abgerufen am 05.03.2024) 

Quellenangabe

Datum

Zuletzt geändert am 24. April 2024

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