Bremsstrom-Rückgewinnung bei zyklischen und spontanen Bremsvorgängen
Auf einen Blick
Energieeffizienz
Industrie Textilindustrie
Bundesweit
Mittelfristig (2 bis 6 Monate)
Mittel
Beschreibung
Die Maßnahme ist besonders gut geeignet für Prozesse, in denen hochfrequente Bremsvorgänge auftreten oder hohe Nennlasten bewegt werden.
Einordnung
Bei der Bremsstrom-Rückgewinnung handelt es sich um eine Technologie, mit deren Hilfe bislang ungenutzte Bremsenergie nutzbar gemacht werden kann. Hierbei wird die Bewegungsenergie in elektrische Energie umgewandelt und für spätere Verwendungen gespeichert oder zurück ins Netz gespeist. Neben der so rückgewonnenen Energie kann zusätzliche Energie eingespart werden, die sonst für die Kühlung der Bremswiderstände erforderlich ist.
Bei Elektromotoren ist die Bremsstrom-Rückgewinnung über einen nachträglich installierten Frequenzumrichter einfach umsetzbar. Bei Industriefahrzeugen können regenerative Bremssysteme dazu beitragen, den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren. Die Technologie ist dabei nicht auf Fahrzeuge beschränkt. Sie kann überall dort zum Einsatz kommen, wo in absehbaren zeitlichen Abständen Bremsvorgänge auftreten. Weitere Beispiele, bei denen regenerative Bremssysteme eingesetzt werden können, sind Förderbänder, Hochlager-Regale, Elektro-Hubwagen und Aufzüge, aber auch Roboter und Werkzeugmaschinen.
Umsetzung
Für die erfolgreiche Implementierung müssen zunächst Kennzahlen erhoben werden, insbesondere müssen für alle Bremsvorgänge die Frequenz des Bremsvorganges und die Bremsstärke erfasst werden. Anhand dieser Informationen lässt sich das Potenzial zur Bremsstrom-Rückgewinnung für einzelne Anlagen beziehungsweise Geräte bestimmen. Um diese Kennzahlen zu ermitteln, können zum Beispiel die Energieverbrauchskurven von Werkzeugmaschinen oder Robotern ausgelesen werden. Die geplante verbleibende Nutzungsdauer der Anlage oder des Fahrzeuges im Betrieb ist ein weiteres Kriterium, das es zu berücksichtigen gilt.
Im nächsten Schritt müssen die Nutzungsoptionen für die rückgewonnene Energie definiert werden. Sie kann als elektrische Energie ins Netz eingespeist werden oder in einem Energiespeicher, zum Beispiel einem Schwungmassenspeicher, vorgehalten und für den nächsten anstehenden Beschleunigungsvorgang genutzt werden. Die Wahl des passenden Energiespeichers ist abhängig von den im Betrieb genutzten Prozessen. Schwungmassenspeicher bieten sich für Prozesse an, in denen kurze Zeitintervalle zwischen den Brems- und Beschleunigungsvorgängen vorliegen.
Ein Beispiel hierfür ist eine Werkzeugmaschine, die fest definierten Bewegungsvorgängen folgt. Die Speicherung (Bremsvorgang) und Entnahme (nachfolgender Beschleunigungsvorgang) sind durch den kontinuierlich periodischen Bewegungsablauf zeitlich planbar und erfolgen mit hoher Frequenz.
Die letzten Schritte umfassen die Beschaffung der benötigten Bauteile und die Installation. Bei der Installation ist auf einen fachkenntlichen Einbau aller Komponenten und den zur Verfügung stehenden Bauraum zu achten. Wird der ausgezeichnete Bauraum als zu klein für die geplante Maßnahme befunden, müssen andere Nutzungsoptionen erwogen werden.
Erste Schritte bei der Umsetzung
Herausforderungen und Lösungsansätze
Ein möglicher Nachteil ist die erhöhte Komplexität des technischen Systems nach Durchführung der Maßnahme: Zur Regeneration der Bremsenergie, der anschließenden Speicherung oder Netzeinspeisung sowie gegebenenfalls der späteren Nutzung im Betrieb, werden zusätzliche Komponenten benötigt. Ein weiteres Hemmnis stellt eventuell der teilweise begrenzte Platz für das Nachrüsten der benötigten Komponenten dar.
Wird die Maßnahme sachgerecht vorbereitet und ausgeführt, überwiegen jedoch klar die wirtschaftlichen Vorteile der Energieeinsparung. Details zu der Wirtschaftlichkeit einer umgesetzten Maßnahme sind im Praxisbeispiel gegeben.
Co-Benefits
Je nach Prozess kann das Nachrüsten eines Rückgewinnungssystems zusätzliche Nutzen generieren. Durch die bessere Regelung des Drehmomentes können beim industriellen Auf- und Abwickeln Qualitätssteigerungen erzielt werden. Auch eine erhöhte Verfügbarkeit durch mehr Zuverlässigkeit, reduzierte Wartungskosten und verlängerter Lebensdauer der Bremsen durch geringere Belastungen der Bremswiderstände sind hier aufzuführen.
Praxisbeispiel
Nachrüstung eines Kranes mit rückspeisefähigem Frequenzumrichter
In einem Abfallentsorgungs-Unternehmen stellt sich ein Kran mit drei Elektromotoren als geeignet für die regenerative Bremsstrom-Rückgewinnung heraus. Die Bedingungen für die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahme sind gegeben. Es liegen zyklisch auftretende Bremsprozesse sowie die Bewegung von hohen physischen Nennlasten vor.
Bei den drei Motoren handelt es sich um einen 55-kW-Hubmotor, einen 9-kW-Kranfahrmotor und einen 4,5-kW-Katzfahrmotor. Mithilfe eines nachgerüsteten Frequenzumrichters wird der rückgewonnene Strom in das Netz zurückgespeist.
Die erzielte Rückspeisung von 15.600 kWh entspricht einer Einsparung von etwa 30 Prozent gegenüber dem Referenzfall ohne Durchführung der Maßnahme.
Unternehmensgröße | - |
Investitionssumme | 6.796 € |
Energieeinsparung (Strom)/ a | 15.600 kWh |
Energieeinsparung (Gas)/ a | - |
CO2-Einsparung/ a | 6,6 t |
Kosteneinsparung | 4.976 €/ a |
Amortisationszeit | 1,4 a |
Rentabilität | 26.596 € |
Nutzungsdauer | 10 Jahre |
- Größe: 577 KB
Datum: 12.01.2024
Quellenangabe
Partner
Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke
Die Factsheets zu Kurzfristmaßnahmen für Energieeinsparung und Energiesubstitution werden von der Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke publiziert. Seit 2014 unterstützt die Netzwerkinitiative Unternehmen dabei, sich in Netzwerken auszutauschen. Die Initiative wird von 21 Verbänden und Organisationen der Wirtschaft gemeinsam mit der Bundesregierung getragen und von zahlreichen weiteren Projektpartnern unterstützt. Dieses Factsheet entstand in Kooperation mit der Limón GmbH und IRESS GmbH - Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien.Website öffnen

Energiewechsel-Kampagne des BMWK
Ziel der Energiewechsel-Kampagne des BMWK ist es, die gesamte Gesellschaft zum Energiesparen zu aktivieren - von den Bürgerinnen und Bürgern, über Verbände und Unternehmen, bis hin zu den Kommunen.Website öffnen
Datum
Zuletzt geändert am 12. Januar 2024Verwandte Artikel
Strategien für Energieeffizienz bezeichnet die Nutzung von weniger Energie zur Erstellung einer Dienstleistung oder eines Produkts.
Wärmepumpen in Gewerbe und Industrie: Energieeffizienz steigern und Förderungen nutzen.
Die Bedienung technischer Gebäudeausrüstung (TGA) geschieht in vielen Betrieben manuell. Durch Automatisierung sind jedoch erhebliche Energieeinsparungen möglich. (IEEKN)
Im betrieblichen Alltag kann es vorkommen, dass Maschinen und Anlagen unnötig häufig an- und abgefahren werden oder sich über längere Phasen hinweg im Leerlauf befinden. (IEEKN)
Maschinen und Anlagen aller Art sollten in Zeiten, in denen sie nicht genutzt werden, möglichst abgeschaltet oder gedrosselt werden. (IEEKN)
Wenn es um die Optimierung des Energieverbrauchs von technischen Anlagen und Prozessen geht, werden klassische Querschnittstechnologien häufig als wenig relevant angesehen. (IEEKN)