Aufbau einer Energie-Task-Force
Auf einen Blick
Energieeffizienz
Bundesweit
Kurzfristig (bis 2 Monate)
Organisatorisch
Beschreibung
Das interdisziplinär zusammengesetzte Team identifiziert kurzfristig realisierbare Maßnahmen zur Senkung von Energiebedarfen und initiiert und koordiniert deren Umsetzung.
Einordnung
Die Wirkung von kurzfristig umsetzbaren, aber vermeintlich kleinen Energiesparmaßnahmen wird oft unterschätzt. Sie werden nicht beziffert, da das Potenzial zur Energiekostenminderung zu gering erscheint. Auch ein Bündel aus mehreren kleinen Maßnahmen kann jedoch einen erheblichen Einspareffekt erzielen. Eine Energie-Task-Force ist dafür zuständig, schnell wirksame, gering-investive Maßnahmen gebündelt zu planen und umzusetzen.
Eine Task-Force im Betrieb umfasst idealerweise neben den Energieverantwortlichen auch Mitarbeitende wichtiger Betriebseinheiten sowie von Einkauf und Controlling. Bei KMU und Handwerksbetrieben sind oftmals nur zwei bis drei Personen an einer solchen Task-Force beteiligt. In großen Unternehmen werden Task-Forces oft als Energie-Arbeitsgruppen etabliert und setzen sich aus sechs bis zehn Personen zusammen. Bei der Neugründung einer Task-Force ist es von Vorteil, wenn nicht nur Energieeinkauf und -management sowie die großen energieverbrauchenden Einheiten des Betriebs vertreten sind, sondern alle Unternehmensbereiche. So kann die ganze Belegschaft einbezogen werden und es können schnell viele Ideen und Maßnahmen generiert werden.
Umsetzung
Die Task-Force sollte direkt durch das Management eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, erfahrene, langjährige Mitarbeitende einzubinden, welche die Unternehmensabläufe und Energieverbraucher im Betrieb gut kennen und mögliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Kurzfristmaßnahmen einschätzen können.
Zur Einberufung der Task-Force können zentrale Mitarbeitende durch das Management verpflichtet werden. Als Alternative oder ergänzend kann die Belegschaft auch mit einer Bekanntmachung zur freiwilligen Mitarbeit aufgerufen werden.
Die Task-Force sollte bei ihrer ersten Versammlung eine koordinierende Person wählen, die für die Organisation verantwortlich zeichnet und die Schnittstelle zum Management bildet. Über ihre Arbeitsabläufe und Zielsetzungen bestimmt die Task-Force idealerweise selbst, gegebenenfalls in Abstimmung mit dem Management. Gibt es bereits ein Energieeffizienzziel für den Betrieb, sollte sich die Zielsetzung der Task-Force daran orientieren. Gibt es noch kein Unternehmensziel, kann die Task-Force für die Definition eines solchen Zieles verantwortlich sein.
Zentrale Tätigkeiten der Task-Force sind zum einen das Sammeln, Generieren und Konsolidieren von Ideen und konkreten Maßnahmen zur Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz und zur Energiesubstitution. Zudem ist die Task-Force für die Umsetzung, Begleitung und Dokumentation dieser Maßnahmen zuständig. Für eine erfolgreiche Durchführung von Maßnahmen ist es wichtig, Abstimmungs- und Umsetzungserfordernisse vorab zu klären und mögliche Hemmnisse zu identifizieren.
Darüber hinaus sollte die Task-Force die Belegschaft regelmäßig über geplante und umgesetzte Maßnahmen und dadurch erreichte Energieeinsparungen informieren – zum Beispiel per Aushang, E-Mailverteiler, Intranet oder Betriebszeitschrift.
Erste Schritte bei der Umsetzung
Herausforderungen und Lösungsansätze
Bei der Auswahl von Mitarbeitenden für die Task-Force kann es zu positiven oder negativen Zuständigkeitskonflikten kommen. Damit Zuständigkeiten von Beginn an klar verteilt sind, sollten Personalverantwortliche eine gute Verständigung zwischen den Task-Force-Mitgliedern anstreben.
Nicht beteiligte Personen, die für Energieverbraucher verantwortlich sind, haben bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen womöglich andere Prioritäten als Task-Force-Mitglieder. Damit sich solche Unstimmigkeiten nicht negativ auf die Motivation innerhalb der Task-Force und deren Einsparerfolge auswirken, ist in solchen Fällen das zuständige Management gefordert, zu vermitteln.
Das Engagement in der Task-Force kann zu einer Zusatzbelastung von Mitarbeitenden führen. In einem persönlichen Gespräch sollte die koordinierende Person der Task-Force mit stark ausgelasteten Mitarbeitenden besprechen, unter welchen Bedingungen ihnen ein stärkeres Engagement möglich wäre. Hier ist auch das Management gefragt, hinreichende Ressourcen zur Verfügung zu stellen und gegebenenfalls andere Aufgaben der Mitarbeitenden zu depriorisieren.
Wechselwirkungen zu anderen Maßnahmen
Das Ziel des Unternehmens, schnell Energiekosten zu senken, wird durch die Task-Force für die Belegschaft glaubwürdig im betrieblichen Alltag verankert. Konkrete organisatorische oder technische Maßnahmen werden durch die Task-Force effektiver und effizienter umgesetzt. Werden durch die Arbeit der Task-Force merkliche Fortschritte erzielt, kann das Management dies mit einem öffentlichen Dank anerkennen. So wird eventuell auch die Motivation nicht beteiligter Mitarbeitender gesteigert, an Einsparmaßnahmen mitzuwirken.
Durch die Task-Force können nicht nur technische oder gering-investive Maßnahmen umgesetzt werden. Auch für die Sensibilisierung und Motivierung der Mitarbeitenden zur sparsamen Energieanwendung stellt die Task-Force eine glaubwürdige Kommunikationsinstanz im Betrieb dar.
Praxisbeispiel
Task-Force bei Schattdecor verschiebt den Fokus auf kurzfristige Maßnahmen
Der Vorstand von Schattdecor hat 2012 entschieden, eine langfristige Energieeffizienz-Strategie zu entwickeln. Durch diese sollten nicht nur die Energiekosten gesenkt, sondern zudem eine emissionsfreie Produktion auf den Weg gebracht werden. Das 10-jährige Effizienzziel sollte ab 2015 bis 2025 in der Schattdecor-Gruppe erreicht werden.
Kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine wurde eine Energie-Task-Force aufbauend auf dem bestehenden Energieteam gebildet, um zusätzliche Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erdgassubstitution umzusetzen.
Seitdem wurden unter anderem folgende Maßnahmen durchgeführt:
- CO2-Workshop mit Fach- und Führungskräften
- Nachführbetrieb der Gebäude und Optimierung der Hallenbeheizung (Anpassung an Betriebszeiten, Einstellung von Lüftungsanlagen)
- Temperaturabsenkung bei Vorlauf, Räumen und Produktionshallen, Anpassung der Heizung
- Informationskampagne „Tipps zum Energiesparen im Betrieb und Zuhause“
Der Erdgasbedarf der Gebäude konnte zwischen Juli und Dezember 2022 um etwa 30 Prozent reduziert werden.
Unternehmensgröße | 480 Mitarbeitende |
Investitionssumme | - € |
Energieeinsparung (Strom)/ a | - |
Energieeinsparung (Gas)/ a | 80.000 kWh/ a |
CO2-Einsparung/ a | 40,7 t/ a |
Kosteneinsparung | 45.000 €/ a |
Amortisationszeit | < 3 Monate |
Rentabilität | > 100 % |
Nutzungsdauer | > 1 Jahr |
Quellenangabe
Partner
Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke
Die Factsheets zu Kurzfristmaßnahmen für Energieeinsparung und Energiesubstitution werden von der Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke publiziert. Seit 2014 unterstützt die Netzwerkinitiative Unternehmen dabei, sich in Netzwerken auszutauschen. Die Initiative wird von 21 Verbänden und Organisationen der Wirtschaft gemeinsam mit der Bundesregierung getragen und von zahlreichen weiteren Projektpartnern unterstützt. Dieses Factsheet entstand in Kooperation mit der Limón GmbH und IRESS GmbH - Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien.Website öffnen

Energiewechsel-Kampagne des BMWK
Ziel der Energiewechsel-Kampagne des BMWK ist es, die gesamte Gesellschaft zum Energiesparen zu aktivieren - von den Bürgerinnen und Bürgern, über Verbände und Unternehmen, bis hin zu den Kommunen.Website öffnen
Datum
Zuletzt geändert am 11. Oktober 2023Verwandte Artikel
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