Unternehmen sollten eine Treibhausgasbilanz (häufig auch vereinfachend CO2-Bilanz genannt) führen, um ihre Emissionen von Treibhausgasen zu strukturiert zu erfassen und zu verstehen. Erfasst werden werden dabei die direkt und indirekt verursachten Emissionen der sechs wichtigsten Arten von Treibhausgasen (CO2, CH4, N2O, HFCs, PCFs, SF6) mit ihrer Wirkung in CO2-Äquivalenten (CO2e) als gemeinsamer Rechengröße. Die Bilanzierung sollte nach einem anerkanntem Standard wie dem GHG-Protokoll erfolgen.
Die Treibhausgasbilanz ermöglicht es Unternehmen, ihre Klimaauswirkungen zu identifizieren und darauf basierend Maßnahmen zur Emissionsreduzierung zu ergreifen. Sie ist daher ein erster, wichtiger Schritt, um als Unternehmen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und steigende Anforderungrn von Kunden, Mitarbeitenden und dem Gesetzgeber zu erfüllen.

- Abgrenzung des Bilanzierungsgebiets:
Das Unternehmen muss festlegen, welche Aktivitäten in der CO2-Bilanzierung erfasst werden sollen. Hierbei wird typischerweise zwischen direkten Emissionen (Scope 1 z.B. aus der Verbrennung von Brennstoffen in firmeneigenen Anlagen) und indirekten Emissionen (Scope 2 z.B. aus der Stromerzeugung, die von Dritten bereitgestellt und Scope 3 andere indirekte Emissionen z.B. aus der Lieferkette) unterschieden. Weitere Informationen und Emissionsdaten können dem Das GHG-Protocol (Greenhouse Gas Protocol) (klimahelden.eu) entnommen werden. - Erfassung von Emissionsquellen:
Das Unternehmen muss alle Emissionsquellen identifizieren und deren Treibhausgasemissionen erfassen. Dies kann zum Beispiel durch Messungen, Schätzungen oder anhand von Datenblättern der eingesetzten Materialien geschehen. - Berechnung der Treibhausgasemissionen:
Nachdem alle Emissionsquellen erfasst wurden, müssen die Treibhausgasemissionen berechnet werden. Hierbei werden typischerweise standardisierte Emissionsfaktoren verwendet, die für verschiedene Emissionsquellen verfügbar sind. Diese sind in unserem ecocockpit (klima-plattform.de) bereits hinterlegt. - Zusammenstellung der Ergebnisse:
Die Ergebnisse der Treibhausgasemissionen werden zusammengefasst und in einer Bilanz dargestellt. Hierbei wird typischerweise zwischen Scope 1, Scope 2 und Scope 3 unterschieden. Das macht das ecocockpit nach der GHG-Struktur. - Berichterstattung und Analyse:
Die Bilanzierungsergebnisse sollten in einem Bericht zusammengefasst und analysiert werden. Hierbei können beispielsweise Einsparpotenziale identifiziert und Klimaschutzmaßnahmen abgeleitet werden, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Soll der Bericht veröffentlicht werden, sollte eine externe Verifizierung geprüft werden.
Auf einen Blick: Ihre Vorteile
Sichtbarmachung

Die Treibhausgasbilanz macht die klimarelevanten Emissionen Ihres Unternehmens und deren Bestandteile sichtbar.
Optimierung

Durch einen umfassenden Einblick in die Emissionen Ihres Unternehmens erhalten Sie Ansatzpunkte für Reduktionsmaßnahmen und können Prozessabläufe optimieren.
Kosten sparen

Die Emissionsbilanz macht Bilanzrisiken deutlich, die in der Nutzung fossiler Energieträger liegen. Dadurch lassen sich Potentiale zur Kosteneinsparung heben.
Arten von Carbon Footprints
Der unternehmerische CO2-Fußabdruck kann auf verschiedenen Ebenen erfasst werden:
Corporate Carbon Footprint
Der Corporate Carbon Footprint umfasst möglichst vollständig alle durch Unternehmensprozesse hervorgerufenen Emissionen. Das heißt neben den direkten Emissionen im Betrieb auch die indirekten Emissionen, z.B. aus Lieferkette, Geschäftsreisen und Logistik.
Product Carbon Footprint
Ein Product Footprint basiert auf der Ökobilanzmethodik und misst die Klimaauswirkungen eines Produktes. Mithilfe eines Produkt-Fußabdrucks ist es möglich, die wesentlichen Emissionsquellen Ihres Produktes zu identifizieren, Lieferanten und Kunden einzubinden und über die Umweltwirkung Ihres Produkts zu kommunizieren.
Project Carbon Footprint
Mit dem Project Carbon Footprint können Sie die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen bewerten. Dazu erfassen Sie die Treibhausgasemissionen z.B. einer Anlage vor und nach Umsetzung einer Effizienz- oder Klimaschutzmaßnahme.
Anerkannte Standards der CO2-Bilanzierung für Unternehmen
Für die Bilanzierung von Treibhausgasen sind verschiedene Standards bzw. Normen entwickelt worden. Die Standards regeln, welche Treibhausgasemissionen zu erfassen, wie Bilanzgrenzen zu ziehen und welche Daten dafür erforderlich sind. Die wichtigsten für die CO2-Bilanzierung auf Unternehmensebene sind:
Greenhouse Gas Protocol
Das Greenhouse Gas (GHG) Protocol umfasst eine Reihe von Standards zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen. Wichtigster Standard des GHG Protocol ist der Corporate Standard, der derzeit weltweit am weitest verbreitete Standard zur CO2-Bilanzierung und -Berichterstattung von Unternehmen. Das GHG Protocol bietet auch einen Standard für Projekte, eine Richtlinie zum Umgang mit Scope-3-Emissionen und eine Richtlinie zur Erfassung der Lebenszyklusemissionen von Produkten an. Es eignet sich auch für Organisationen, die ihre Bilanzierung zum ersten Mal erstellen wollen und dazu keine spezifischen Vorkenntnisse haben. Das GHG Protocol steht kostenlos über das Internet zur Verfügung.
ISO 14064-1
ISO 14064-1 ist die grundlegende ISO-Norm zur Bilanzierung der Treibhausgasemissionen. Sie bietet Vorgaben und Anleitungen zur quantitativen Bestimmung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen auf Unternehmensebene. Die Zertifizierung nach ISO14064-1 ist kostenpflichtig.
Die Erfassung erfolgt bei allen Standards in Form von CO2-Äquivalenten (CO2e). CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit, die Treibhausgase vergleichbar macht, indem sie diese in die äquivalente Menge von CO2 umrechnet. Methan beispielsweise hat eine 28 Mal so starke Treibhauswirkung wie Kohlendioxid.
Über die genannten Normen hinaus gibt es weitere Standards, die die Umsetzung des betrieblichen Klimaschutzes unterstützen.
ISO 14064-2
Dabei handelt es sich um einen Leitfaden zur Qualifizierung, Überwachung und Erfassung die Aktivitäten zur Verringerung oder Verbesserung der Entfernung von Treibhausgasemissionen (GHG) auf Projektebene. Die Umsetzung der Norm ist kostenpflichtig.
ISO 14064-3
Bei dieser kostenpflichtigen Norm handelt es sich um eine Spezifikation mit Anleitung zur Validierung und Verifizierung von Erklärungen über Treibhausgase.
ISO 14067
Dir Norm definiert die Grundsätze, Anforderungen und Richtlinien für die Quantifizierung des CO2-Fußabdrucks von Produkten. Ziel der Norm ist die Quantifizierung von Treibhausgasemissionen, die mit den Lebenszyklusstadien eines Produkts verbunden sind. ISO 14067 ist derzeit der häufigste Standard für die Erstellung des Product-Carbon-Footprint. Die Normanwendung ist kostenpflichtig.
ISO 14065 und ISO 14066
Bei diesen beiden Normen handelt es sich um Kompetenzanforderungen an Validierungsteams und Verifizierungsteams. Die Nutzung ist kostenpflichtig.
ISO 14068
Bislang liegt noch keine allgemein anerkannte Definition von CO2-Neutralität vor. Diese Lücke möchte die in Entwicklung befindliche ISO-14068-Norm schließen. Sie soll künftig eine klare Definition von CO2-Neutralität bieten und damit Vergleichbarkeit ermöglichen.
ISO 14040
Diese Norm adressiert quantitative Bewertungsmethoden zur Bewertung der Umweltaspekte eines Produkts oder einer Dienstleistung in ihren gesamten Lebenszyklusphasen. ISO 14040 ist ein übergreifender Standard, der alle vier Phasen der Ökobilanz umfasst. Der Zertifizierungsprozess ist kostenpflichtig.
PAS 2050
Diese Norm mit einem kostenpflichtigen Zertifizierungsprozess spezifiziert zur Bestimmung der CO2-Bilanz eines Produkts oder einer einzelnen Dienstleistung.
Emissionskategorien – SCOPES
Die Treibhausgasemissionen werden vom GHG-Protokoll in drei Kategorien unterteilt:
SCOPE 1 – Direkte Emissionen
- aus den Aktivitäten einer Organisation
- umfasst alle Emissionen, die direkt aus den Unternehmensaktivitäten resultieren, häufig durch Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle.
SCOPE 2 – Indirekte Emissionen
- aus eingekauften Energien
- Umfasst die Emissionen aus Strom, Wärme und Dampf, die Unternehmen oder Organisationen bei Versorgern einkaufen. Das heißt, die Emissionen entstehen bei der Energieerzeugung und werden schließlich von der Organisation genutzt.
SCOPE 3 - Indirekte Emissionen
- in der Wertschöpfungskette
- Im Scope-3 werden vor- und nachgelagerte Emissionen erfasst, die vom Unternehmen nicht direkt gesteuert werden können. Dazu gehören beispielsweise Emissionen aus dem Pendeln von Mitarbeitern, aus Geschäftsreisen, dem Transport, der Abfallentsorgung, aus Investitionen etc. Nach dem GHG Protokoll sind im Scope-3 insgesamt 15 Unterkategorien unterschiedlicher Emissionsarten vorgegeben. Die Bilanzierung der Scope-3 Emissionen ist für viele Unternehmen noch optional, teilweise sind Schätzungen möglich.
Emissionsquellen
In jedem Unternehmen gibt es eine Vielzahl möglicher Emissionsquellen. Dazu gehören unter anderem: